Frau Bunk-Sanderson, es gibt zwei Telekommunikationsunternehmen unter dem Dach von EnBW. Wie weit ist die Zusammenarbeit der Schwestern Plusnet und NetCom inzwischen gediehen?
Bunk-Sanderson: Wir haben verschiedene gemeinschaftliche Projekte in der Pipeline. Das Gleiche gilt natürlich auch für Kooperationen mit unserer Mutter, der EnBW.
Die Schwesterunternehmen ergänzen sich tatsächlich hervorragend. Plusnet ist stark als bundesweiter Dienstleister mittelständischer Unternehmen, hat einen gut funktionierenden Partnervertrieb und bietet ausgereifte Voice-over-IP-Lösungen. NetCom punktet als wichtigster Betreiber von Glasfasernetzen in Baden-Württemberg und hat langjährige Erfahrungen im Geschäft mit Stadtwerken und Kunden jeder Art und Größe – vom Privathaushalt bis zum Großkonzern.
Aber natürlich braucht es Zeit, bis die Prozesse der beiden Unternehmen so abgestimmt sind, dass aus den vorhandenen Potenzialen auch gemeinsame Services entstehen.
Wie sieht es auf der vertrieblichen Ebene aus?
Bunk-Sanderson: Was wir inzwischen umsetzen konnten – und das freut vor allem den Indirekten Vertrieb und hoffentlich auch unsere vertrieblichen Mitstreiter: Alle Partner von Plusnet können zwischenzeitlich auf Vermittlungsbasis NetCom-Produkte vermarkten. Dabei handelt es sich um verschiedene Varianten von Internet- und Telefonanschlüssen – teilweise auf Basis von Glasfasertechnologie -, die unter der Marke „ComBusiness“ in Baden-Württemberg angeboten werden.
Eine entsprechende ergänzende Provisionsvereinbarung ist Ende August an alle Vermittlungspartner versandt worden. Auch die Reseller, Internet Service Provider und Carrier von Plusnet können die NetCom-Produkte vermitteln. Dazu muss jeweils ein Partnervertrag geschlossen werden. Vorleistungsprodukte sind bei NetCom ebenfalls in Arbeit.
Wie sehen Sie Plusnet, was schätzen Sie an dem Unternehmen?
Bunk-Sanderson: Das Unternehmen ist schon seit Ende der 1990er-Jahre etabliert, hat aber den Willen zum Erfolg immer behalten. Die Mannschaft kommt als Team mit Biss rüber, das willens ist, sich für unsere Kunden immer wieder neu ins Zeug zu legen. Das ist sympathisch und gut fürs Geschäft!
Damit haben wir die besten Voraussetzungen für die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind. Plusnet hat eine breite Produkt- und Servicepalette, steht aber unter dem Druck, sich weiterzuentwickeln. Denn die Ansprüche der Kunden wandeln sich und wir müssen ihnen immer wieder neue Lösungen zur Verfügung stellen. Da sind wir auf einem guten Weg, wenn man zum Beispiel an Themen wie SD-WAN denkt. Da haben wir die ersten Projekte inzwischen in der Umsetzung.
In der Kombination mit der Finanzstärke des Mutterkonzerns EnBW haben wir gute Chancen, in Zukunft erfolgreich zu sein. Corona hat gezeigt, wie wichtig unseren Kunden gerade in Krisenzeiten Connectivity ist. Und schon jetzt ist spürbar, dass durch die Zusammenarbeit mit NetCom ein frischer Wind bei Plusnet weht.
Was haben Sie sich für Ihre Arbeit bei Plusnet vorgenommen?
Bunk-Sanderson: Wichtig ist, Plusnet fit für die Zukunft zu machen. Wir müssen finanziell so aufgestellt sein, dass wir den Wandel der kommenden Jahre erfolgreich bespielen können. Das möchte ich sicherstellen.
Darüber hinaus sehe ich mich in einer Brückenfunktion in Richtung der neuen Muttergesellschaft EnBW. Der Finanzbereich ist mit dem Konzern über das gemeinsame Reporting im täglichen Geschäft eng verbunden. Das gibt mir die Möglichkeit, die beiden Welten – Konzern und Mittelstand – ein Stück weit zueinander zu bringen und die schon vollzogene technische Integration von Plusnet auch inhaltlich und kulturell zu unterstützen.
Als studierte Geisteswissenschaftlerin macht mir die persönliche, brückenbauende Komponente dieser Rolle besonders viel Spaß.
Welche Akzente setzen Sie als Plusnet-Personalchefin?
Bunk-Sanderson: Zurzeit setzen wir letzte nötige Integrationsarbeiten aus der systemischen Migration von QSC zur EnBW um. Da ist es sehr hilfreich, dass der Dialog mit unserem hiesigen Betriebsrat sehr gut läuft.
Sehr wichtig ist mir, ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem unsere Beschäftigten mit Freude und Engagement bei der Arbeit sein können. Aktuell arbeiten wir daran, sie bei der Akklimatisierung in neuen digitalen Jobwelten zu unterstützen. Als Telekommunikationsunternehmen definieren wir uns über Schnelligkeit, Agilität und Kundenfokus. Das muss sich auch in der Arbeitsumgebung, die wir für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen, widerspiegeln.
Plusnet war Frauenförderung immer wichtig. Welchen Stellenwert hat dieses Thema für Sie?
Bunk-Sanderson: Während meiner Laufbahn erhielt ich viele Chancen, habe aber auch erlebt, dass Frausein in klassischen Männerdomänen nicht immer einfach ist. Es hat sich viel verändert, uns stehen viele Türen offen. Und es ist mir ein Anliegen, dass wir uns trauen, durch diese Türen zu gehen und auch dort anzuklopfen, wo die Türen vielleicht noch verschlossen sind.
Nichtsdestotrotz definiere ich Performance grundsätzlich über Leistung und bin ein Verfechter von diversen Teams und einem professionellen Miteinander. Je unterschiedlicher die Menschen, die gemeinsam an einem Thema arbeiten, desto diverser sind oft die Perspektiven und Lösungsansätze. Mein Credo: Für gemeinsamen Erfolg in einem diversen Umfeld ist gute Kommunikation ein Muss.
Sie sind von der international agierenden Telefónica zur mittelständisch geprägten TK-Sparte von EnBW gegangen. Was hat Sie dazu bewogen?
Bunk-Sanderson: Es gab dafür persönliche und inhaltliche Gründe. Da ist zunächst das Rheinland! Ich stamme ja aus Linz am Rhein und freue mich, nach so langer Zeit wieder in der Heimat tätig zu sein. Im Schnitt zwei Tage pro Woche verbringe ich in der Plusnet-Unternehmenszentrale in Köln. An den anderen Tagen bin ich bei NetCom in Ellwangen oder bei EnBW in Karlsruhe – oder auch mal in meinem Home-Office an meinem Wohnort München. Durch die Corona-Einschränkungen war das zuletzt auch wieder häufiger der Fall.
Vor allem aber hatte mein Wechsel mit meiner bisherigen Berufsbiografie zu tun. Die erste Hälfte meiner Laufbahn habe ich im Financial-Services-Bereich verbracht, bin dann in die Telekommunikation gegangen. Zuletzt war ich fünf Jahre lang bei Telefónica Deutschland verantwortlich für die Kapitalmarktkommunikation und die gesamte Medienarbeit und leitete ein Team von 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Der logisch nächste Step war die Geschäftsführung eines TK-Unternehmens – und dort die Rolle der Finanzchefin. Mein Aufgabengebiet bei Plusnet ist breiter als in meiner vorherigen Position. Und die Integration des Spin-off Plusnet in den EnBW-Konzern stellt natürlich auch eine interessante Aufgabe dar. Die Branche finde ich nach wie vor spannend: Der TK-Markt ist im Umbruch, denn auch Deutschland bewegt sich endlich von der Kupfer- hin zu Glasfaserinfrastruktur. Hier wollen wir auch nach vorn eine relevante Rolle spielen. Ich freue mich bei Plusnet, der NetCom BW und im Konzern unsere TK-Strategie für die Zukunft mitgestalten zu dürfen.