Für die Ausfallsicherheit der IP-Telefonie sorgt ein Unternehmen vor allem durch ein stabilitätserhöhendes Systemmanagement und mit durchgängigen Redundanzen auf den Ebenen der IP-Übertragung, der SIP-Protokolle und der TK-Anlagen. Und es sollte eine Passwort-Policy einführen und lückenlos durchsetzen – für alle TK-Anlagenfunktionen und -Rollen sowie die SIP-Trunk-Registrierung. Dies vermeidet den Hauptangriffsvektor für Gebührenbetrugsangriffe („Toll Fraud“). Plusnet unterstützt hier, indem Fraud-Fälle frühzeitig aufgedeckt und abgewehrt werden und bietet die Möglichkeit, Rufnummernsperren für Service- und Auslandsrufnummern einzurichten.
Ein E-SBC kann diese Safety durch kundenindividuelle Maßnahmen weiter verbessern. Er schützt zum Beispiel gegen automatisch ablaufende SIP-Scanning-Tools im Internet, die gezielt nach anlagenspezifischen Protokollschwächen suchen. Damit kann er helfen, die beiden Hauptziele dieser Angriffe, den Gebührenbetrug und den Zusammenbruch der Sprachkommunikation, zu vermeiden.
Derartige Angriffe und auch die Abwehrmaßnahmen erfolgen meist oberhalb der von Firewalls abgedeckten ISO/OSI-Protokollschichten auf der SIP-Protokollebene. Diese können somit nur durch Komponenten abgefangen werden, die das SIP-Protokoll selbst interpretieren können. Greift beispielsweise eine „Telephony Denial of Service“-Attacke (TDoS) an, kann ein E-SBC die Angreiferquellen in eine dynamische Blacklist aufnehmen, so dass die weitere SIP-Kommunikation mit diesen unterbunden wird.
Wird die SIP-Trunk-Redundanz nicht schon durch die angeschlossene TK-Anlage selbst – z. B. mittels redundanter Mediation-Server – unterstützt, können E-SBC eine Redundanz bis hin zum Loadbalancing für die Sprachzuführung auf Kundenseite realisieren. So lassen sich alle „Single Points of Failure“ beim Sprachanschluss vermeiden.
Indirekt können Monitoring-, Logging- und Diagnose-Tools des E-SBC Betriebsstörungen der Sprachkommunikationvermeiden helfen. Um zu verhindern, dass nicht genügend Sprachkanalkapazität – in Form von SIP-Trunk-Sprachkanälen und IP-Zuführungsbandbreite – zur Verfügung steht, können die gleichzeitig aufgebauten Sprachverbindungen nicht nur generell begrenzt, sondern samt einiger Qualitätsparameter mitgeloggt und reportet werden. Damit lässt sich eine Ressourcenknappheit bei der Zuführungsbandbreite oder den gebuchten SIP-Trunk-Sprachkanälen erkennen und durch proaktive Nachbestellung und -rüstung vermeiden.
Ein E-SBC wird meist in der DMZ der Unternehmens-Firewall installiert. DMZ steht für „Demilitarisierte Zone“ und bezeichnet das eigenständige Subnetz, das das lokale Netzwerk (LAN) durch Firewall-Router vom Internet trennt. Der E-SBC sollte daher auch zur Erfüllung eventuell vorgeschriebener Compliance-Regeln in der Verwaltungshoheit der Unternehmens-IT liegen. So bildet er nicht nur technisch, sondern auch rechtlich eine undurchlässige „Demarkationslinie“ ab. Niemand darf von der Außenwelt die Innenwelt des E-SBC sehen oder auf diese zugreifen können – außer die eigene Unternehmens-IT.
Da alle externen Sprachverbindungen über den E-SBC geleitet werden und er bei Nutzung der SIP-Trunk-Verschlüsselung die Sprachdaten entschlüsselt, kann er eine weitere Funktion übernehmen, die auf der Seite des Internet Telephony Service Providers (ITSP) schwieriger zu realisieren ist: der Gesprächsmittschnitt, wie er z. B. innerhalb der Regulierung der Finanzmärkte als „MiFID II“ seit Januar 2018 für Finanzdienstleister vorgeschrieben ist.
Last, but not least ergeben sich bei der All-IP-Telefonie immer noch spezielle Wünsche, wie bisherige Analog- oder ISDN-Sonderdienste weiter betrieben werden können. Diese Migrationsszenarien kann Plusnet oft durch den Schwenk einzelner Rufnummern auf andere Sprachdienste, wie dem UMS-Optionspaket, realisieren. Hier können beim Kunden installierte E-SBC eine zusätzliche Migrationsunterstützung bieten. Beispielsweise werden die Durchwahlrufnummern eines SIP-Trunks auf eine analoge a/b- oder ISDN-Schnittstelle eines E-SBC-integrierten oder E-SBC-gesteuerten Gateways umgeleitet, um ein lokales Faxgerät anzuschließen.